Die Idee, ein Buch mit der Hand auf der Straße zu drucken, kam nachts. Die besondere Atmosphäre der künstlich beleuchteten Stadt, die Ruhe gegenüber dem geschäftigen Tagesablauf, ließen den Blick auf die metallenen Einlassungen, Schachtabdeckungen, Schienen, Gullys und ähnlichen Objekten konzentrieren. Diese Zugänge zu einer weitgehend unbekannten „Unterwelt“ mit Schächten für Kabel, Wasser-, Strom- und Gasleitungen sowie ein riesiges, labyrinthisches Abwassernetz, werden industriell hergestellt, sind aber für jede Stadt spezifisch. Grundformen wie Kreis, Oval, Quadrat, Rechteck und Dreieck zeigen sich dem Betrachter, die sich von der Herstellung und Nutzung funktionalen Notwendigkeiten zwischen Aufwand und Ergebnis bewegen. Durch die Begehung, den Straßenverkehr und sonstige Einwirkungen wurden die Metalloberflächen mit ihren Noppen, Schriftzügen, Löchern und Linien sehr stark verändert, geradezu verformt. Die für Fachleute lesbaren Buchstaben, Zahlen und Zeichen auf den Objekten lösen sich in geheimnisvolle Chiffren, Fragmente und abstrakte Gebilde auf. Das „Abnehmen“ der Bilder mittels der Handdrucktechnik ist ein geeignetes Verfahren, diese Spuren lesbar zu machen und in eine Bilderfolge zu stellen. Das „Cœlner Grund-Buch“ ist eine künstlerische Vermessung der Unterstadt, eine graphische Sammlung entfunktionalisierter Dokumente des Zeitgeschehens, ein abstraktes, poetisches Archiv von Raum und Zeit.